8) Biologische Schadorganismen in Innenräumen

8. a) Holzzerstörende Insekten in Gebäuden

Bestimmte Gruppen an Insekten können am nicht behandelten oder nicht entsprechend verbauten Holz beträchtlichen Schaden verursachen. Die am häufigsten vorkommenden holzzerstörenden Insekten gehören in die Ordnung der Käfer, der Unterordnung von Pflanzenwespen (Symphyta), hier insbesondere die Familie der Holzwespen(Siricidae) und in den letzten Jahrzehnten auch die Erdtermiten(Reticulitermes). Diese letztgenannte Gruppe ist aber nur regioal (z.B. Region Hamburg) von Bedeutung, wo sie sich seit 1937 heimisch fühlt.

Im Falle eines Befalls durch Insekten sind eine Artbestimmung und die Biologie der konkreten Art für eine Entscheidung über die entsprechenden Bekämpfungs-maßnahmen von grundsätzlicher Bedeutung.

Die in Frage kommenden Insekten können aufgrund ihrer Biologie grob in Frischholz- und Trockenholzbwohner unterteilt werden. Die adulten Tiere der Insektengruppe, welche ihre Eier in das saftfrische Holz legt, können demzufolge auch noch aus dem verarbeiteten und verbauten Holz schlüpfen. Ein Wiederbefall oder sogar Neubefall dieser verbauten Hölzer ist mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch nicht mehr möglich.

Trockenholzinsekten dagegen legen ihre Eier an bereits bis zu einem bestimmten Grad getrocknetem Holz ab, in welchem sich dann die Larven bis zum Imago entwickeln. Durch die geschlüpften Tiere kann es dann zu einem Wiederbefall der bereits geschädigten Hölzer beziehungsweise einem Neubefall anderer verbauter Hölzer in Innenbereich kommen.

Wichtige Vertreter der Frischholzinsekten sind Borkenkäfer, Scheibenböcke und Holzwespen.
Zu den Trockenholzinsekten in unseren Breiten gehören der Hausbock, Nagekäfer, Splintholzkäfer, Holzbohrkäfer und die adulten Termiten.

Im Allgemeinen sind die Larven die eigentlichen holzzerstörenden Stadien. Eine Ausnahme bilden die Ameisen und Termiten, bei welchen die adulten Tiere die Holzzerstörer darstellen.
Nach der Eiablage am Holz schlüpfen nach wenigen Tagen die Insektenlarven, die sich in das Holz einbohren und sich hier bis zum Imago weiterentwickeln. Durch das Anlegen von Larvenfraßgängen kann das Holz im Laufe von vielen Insekten-generationen bis zur Pulverisierung zerstört werden.
Das Ausmaß der Holzzerstörung hängt dabei im hohen Maße von der Insektenart, der Stärke und der Dauer des Befalls ab.

In der nachfolgenden Aufstellung sind stellvertretend einige der wichtigen mitteleuropäischen Arten nach ihren ökologischen Ansprüchen aufgelistet.

BEFALLSBIOLOGISCHE EINTEILUNG (der wichtigsten Arten)

Frischholzinsekten

Ordnung: Coleoptera (Käfer)

Scolytidae (Borkenkäfer)

Trypodendron lineatum gestreifter Nadelholzborkenkäfer
Trypodendron domesticum Buchennutzholzborkenkäfer
Trypodendron signatum Eichennutzholzborkenkäfer
Xyloterus lineatus gestreifter Nutzholzborkenkäfer
Xyleborus dispar Ungleicher Nutzholzborkenkäfer
Xyleborus monographus Gehöckerter Eichenholzbohrer
Xyleborus saxeseni Kleiner Holzbohrer
Ips sexdentatus Kiefernborkenkäfer, Zwölfzähniger

Platypodidae(Kernholzkäfer)

Platypus cylindrus Eichenkernkäfer (Abb. 3)

Lymexylidae (Werftkäfer)

Lymexylon navale Schiffswerftkäfer (Abb. 5♂ + 6)
Hylecoetus dermestoides gewöhnlicher Werftkäfer (Abb. 4)

Cerambycidae (Bockkäfer)

Monochamus sartor Schneiderbock (Abb. 8)
Monochamus sutor Schusterbock (Abb. 7)
Tetropium fuscum Brauner Fichtenbock
Tetropium castaneum Fichtensplintbock (Abb. 10)
Tetropium gabrieli Lärchenbock
Asemum striatum Düsterbock (Abb. 12)

Hymenoptera (Hautflügler)

Siricidae (Holzwespen)

Urocerus gigas Riesenholzwespe (Abb. 16♂ + 17)
Sirex juvencus Kiefernholzwespe (Abb. 15)
Sirex noctilio Fichtenholzwespe

Feuchtholzinsekten

Ordnung: Coleoptera (Käfer)

Cerambycidae (Bockkäfer)

Hylotrupes bajulus Hausbockkäfer
Callidium violaceum Blauer Scheibenbock (Abb. 14)
Callidium aeneum Erzfarbiger Scheibenbock
Phymatodes testaceus Veränderlicher Scheibenbock (Abb. 9)
Leptura rubra Rothals - oder Schmalbock (Abb. 13)
Pyrrhidium sanguineum Rothaarbock (Abb. 11)

Trockenholzinsekten

Ordnung: Coleoptera (Käfer)

Anobiidae (Nage-,Poch / Klopfkäfer)

Anobium punctatum gewöhnlicher Nage- oder Möbelkäfer
(Abb. 2)
Coelostethus pertinax Trotzkopf
Xestobium rufovillosum Bunter-/ Gescheckter Nagekäfer, Totenuhr
Ptilinus pectinicornis Gekämmter Nagekäfer (Abb. 1♂)
Ernobius mollis Weicher Nagekäfer

Oedemeridae (Scheinbockkäfer)

Nacerdes melanura Werftbohrkäfer

Lyctidae (Splintholzkäfer)

Lyctus brunneus Brauner Splintholzkäfer
Lyctus linearis Parkettkäfer

Serropalpidae (Düsterkäfer)

Serropalpus barbatus Tannendüsterkäfer

Isoptera

Termitidae Termiten
Calotermes flavicollis Gelbhalsige Holztermite
Reticulitermes lucifugus Rossi Lichtscheue Bodentermite
Reticulitermes flavipes Kollar Gelbfüßige Bodentermite


Totholzinsekten

Hymenoptera

Apidae (Bienen)

Xylocopa violacea Blaue Holzbiene (Abb. 18)

Fotodokumentation:
Holzzerstörende Insekten - Eine Auswahl der wichtigen Arten



 


 

b) Hausstaubmilben

Einleitung

Eine Beziehung zwischen gesundheitlichen Beschwerden und den Vertretern der Ordnung Acari - Milben - wurde schon aufgrund empirischer Untersuchungen in den 30 Jahren des letzten Jahrhunderts postuliert.

Jedoch erst in den 60 Jahren konnte, aufgrund eingehender, wissenschaftlicher Untersuchungen, eine konkrete Beziehung zwischen der Hausstauballergie und der Milbe Dermatophagoides pteronyssinus aufgezeigt werden. Die Arten D. pteronyssinus und farinae, die sehr häufig in Mitteleuropa im Hausstaub, oft in großen Mengen, zu finden sind, gelten als die Hauptverursacher der allergischen Beschwerden des Menschen in seinem Wohnumfeld.

Neben diesen beiden vorherrschenden Arten sind noch D. microceras, D. evansi, Euroglyphus maynei und E. longior in wechselnden Abundanzen, die von den jeweiligen Umwelteinflüssen abhängig sind, im Hausstaub zu finden.
Insgesamt wurden bis jetzt weltweit etwa 150 verschiedene Milbenarten im Hausstaub nachgewiesen. Neben den Milben sind, als typische Bewohner des Hausstaub-Ökosystems noch die Staubläuse zu nennen.

Aufgrund der steigenden Energiekosten und des damit verbundenem Bestreben, das Einsparpotential an Energie auszuschöpfen, z.B. durch den Einbau von Isolierfenster und der Wärmedämmung im Allgemeinen, wurde letztlich das Wohnraumklima entscheidend verändert. Dieses Faktum macht sich vor allem in der Zunahme der Allergiker in der Bevölkerung bemerkbar. Das Klima des Wohnmilieus ist durch diese bauliche Maßnahmen auf der einen Seite und aber auf der anderen Seite durch unveränderte Wohngewohnheiten(z.B. das Lüften) zugunsten des Entwicklungsoptimums der Milben (Lufttauschrate, Luftfeuchtigkeit, Temperatur) verschoben worden.

Taxonomie/Systematik

Die Milben gehören innerhalb des Stammes der Gliederfüßler (Articulata) zur Klasse der Spinnentiere und in die eigene Unterklasse der Milben (Acari).
Diese UK besteht aus mehreren Ordnungen in welche eine Vielzahl von Milbenarten eingeordnet wurde.
Die Arten mit einer nachgewiesenen allergischen Relevanz sind im wesentlichen in der Überfamilie Pyroglyphoidea und der Familie Pyroglyphidae zu finden.
Diese Familie enthält 18 Gattungen mit 42 Arten. Von diesen 42 Arten sind bisher weltweit etwa 20 Arten im Hausstaub nachgewiesen worden.

Habitat und Mikroklima

Das Lebenshabitat der HSM ist der Hausstaub, ein heterogenes Substrat das aus organischen Komponenten - Naturfasern, Haaren, Pilzsporen und Pilzmyzel, Hautschuppen, Pollen usw. - und anorganischen Stoffen - Mineralien, Aschen und Salzen - besteht. Die Korngröße liegt zwischen 0,1
mm und 1 mm.

Die Hauptnahrung der HSM besteht aus den Hautschuppen des Menschen. Da er pro Tag etwa 1 - 1,5 g Hautschuppen verliert, ist es eine genügende Menge um eine große Zahl von Milben zu ernähren. Aber nicht nur Hautschuppen sondern auch das Myzel und Sporen von Schimmelpilzen bilden eine wichtige Nahrungsgrundlage der Milben. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die eine eindeutige Korrelation zwischen dem Vorkommen der Schimmelpilze und der HSM belegen.

Die HSM haben keine Atemöffnungen(Astigmata) ausgebildet, und demzufolge auch keine Atemorgane. Die Atmung geschieht über die Haut. Um eine hinreichende Sauerstoffversorgung des Milbenkörpers zu gewährleisten, ist die Haut relativ dünn. Daher benötigt die Milbe, um den eigenen Wasserverlust zu kompensieren, ein Mikroklima mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und der entsprechenden Temperatur.
Diese Bedingungen werden im Bereich der Matratzen am ehesten erfüllt, da hier durch die Transpiration und die Körperwärme die Entwicklungsbedingungen für die Milben optimal sind.
Im Verlauf eines Jahres ist die Milbenpopulation im Winter am kleinsten - kalt und trocken - und im Spätsommer -warm und feucht - erreicht sie ihr Maximum.

Morphologie und Entwicklung

HSM erreichen eine Größe von etwa 400μm (0,4 mm), die für die Arthropoden typische Segmentierung des Körpers in Kopf, Thorax und Abdomen ist bei den Milben nicht mehr offenkundig und auf einen "Körpersack" reduziert.
In diesem Körpersack, der mit Hämolymphe gefüllt ist, liegen die Organe frei und werden durch die Hämolymphe(Blut der Arthropoden) mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.

Die Nymphen und die Adulten haben, wie die Spinnentiere, vier Beinpaare, die Larven lediglich nur drei. Einen schematisierten Entwicklungskreislauf der Art D. pteronyssinus unter standardisierten Bedingungen (25 °C, 75% rLuftfeuchte) zeigt das nachfolgende Schema.

Während der Kopulation klammert sich das Männchen mit dem dritten Beinpaar und den analen Saugnäpfen an das Weibchen. In dieser Stellung wird das Männchen vom Weibchen mehrere Stunden mitgetragen. Nachdem der Spermatophor in der Bursa copulatrix des Weibchens deponiert wurde, lässt das Männchen die Umklammerung los. Mit der Eiablage beginnt das Weibchen nach drei bis vier Tagen, wobei etwa vier Eier am Tag gelegt werden, so dass insgesamt bis zu 300 Eier in der Adultphase gelegt werden können.
Nach etwa 8 Tagen schlüpfen die Larven aus. Nach fünf aktiven Tagen treten sie in eine zwei bis drei Tage dauernde Ruhephase ein, während der sie sich zu Protonymphen häuten. In diesem Stadium bleiben Hausstaubmilben während fünf bis sechs Tagen aktiv und treten wiederum in eine zwei bis drei Tage dauernde Ruhephase ein, nach welcher sie sich zur Tritonymphe häuten. Nach weiteren sieben Tagen aktiven Lebens und nach einer weiteren ein- bis zweitägigen Ruhephase schlüpfen die Adulttiere.

Zusammenfassend also:



 

 

Die Mundwerkzeuge sind vom beisend-kauenden Typus. Die Nahrung wird zerkleinert, in den Verdauungstrakt befördert, hier aufgeschlossen und resorbiert. Die nicht verdauten Reste werden als Kot-Pellets ausgeschieden. Die Kotpellets stellen das eigentliche allergische Agens dar. Eine der stickstoffhaltigen Hauptkomponenten in den ausgeschiedenen Kotpellets ist das Guanin. Dieser Substanz ist eine der vier Nucleinbasen, welche die DNA und RNA bilden und die Markersubstanz der gängigen Milbentests. Allen diesen frei käuflichen Milbentests liegt die Farbreaktion des aus der Staubprobe extrahierten Guanins mit aromatischen Diazoniumsalzen zu einem gelb-bräunlichen Azo-Frabstoff zugrunde. Es ist eine lineare Abhängigkeit zwischen der Konzentration des Guanins und Anzahl der Milben gegeben. Daher ist es möglich, mit einer hinreichenden Genauigkeit auf die Konzentration des Allergens, aber nur bedingt auf die aktuelle Abundanz der Milbenpopulation zu schließen.

Die Vitalität und Dynamik einer Milbenpopulation ist im Grundsatz abhängig von der Temperatur und der relativen Luftfeuchte. Als optimal für die HSM ist eine Temperatur von 25-28 °C und eine rFeuchte von 75% bestimmt worden. Temperaturen von 60°C werden nur etwa eine Stunde toleriert, Temperaturen von
-25 °C immerhin noch einige Stunden. Der Wärmetod tritt bei der Art D. pteronyssinus bei ca. 45 °C und einer Expositionszeit von 24h ein, eine Temperatur von -28 °C ist nach ca. 6h letal.

Die Milben haben einige sehr effektive Methoden entwickelt, um ungünstige Lebensbedingungen zu überstehen. So können die Protonymphen ungünstige Umstände durch Verlängerung der Ruhephase um mehrere Monate überstehen.
Durch diese Adaptation haben die Milben die Fähigkeit erlangt, ungünstige Umweltbedingungen zu überdauern.

Humanpathogene Relevanz:

Exkremente der Hausstaubmilben rufen ebenso wie Pollen, Schimmelpilze und verschiedene Tierallergene beim Menschen mit der entsprechenden Prädisposition (Atopiker) vorwiegend Inhalationsallergien hervor.

Als Beschwerden treten vorwiegend starke Schleimbildung in der Nase, durch rote, tränende Augen charakterisierte Rhinoconjunctivitis allergica (= "Heuschnupfen") und in schwerwiegenden Fällen Asthma bronchiale. Die Symptome werden verursacht durch Bronchospasmus (= Bronchienzusammenziehen), Produktion von zähem Schleim und Anschwellen der Bronchialschleimhaut.

Die Hausstauballergiker leiden unter ihren Beschwerden im allgemeinen während des ganzen Jahres, besonders aber in den Monaten mit hoher Luftfeuchtigkeit und demzufolge einer starken Milbenabundanz.
Symptomfreiheit wird bei Aufenthalt in trockenen oder hochgelegenen Regionen (über 1600 m. ü. M.) erreicht, wo im Allgemeinen keine Milben vorkommen.

Die wichtigsten Prophylaxemaßnahmen:

  • Die wirksamste Bekämpfungsmaßnahme ist, im Schlafbereich für eine angemessen niedrige Temperatur und eine entsprechende Lufttrockenheit zu sorgen

  • Keine Teppichböden im Schlafraum

  • Matrazenencasings benutzen

  • Desensibilisierung durchführen

  • Wenden und Lüften der Matratze

  • Staubsaugen hat einen geringen Effekt

  • Duschen nicht vor dem Schlafengehen

  • Verminderung der Hautschuppenabgabe (Körperhygiene, Schlafanzug)

  • Keine Raumbefeuchter benutzen

Aus den erwähnten Gründen bieten wir auch an eine

  • Lichtmikroskopische Untersuchung von Hausstaub auf eine rezente und vitale Milbenpopulation

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